Mein Nachbar sagte gestern einen schönen Satz - mit 3 Meter Abstand - (sinngemäß): „Während Corona immer schneller wird, müssen wir immer ruhiger werden.“ Ja, das ist eine einfache und tiefe Wahrheit. Doch so einfach, wie das gesagt wird und wie es sich anhört, ist es bei Weitem nicht, oder?! Das können wir an der Stelle mal ganz ehrlich anerkennen.
Ich persönlich bin keine Verfechterin des Konzeptes Positives Denken, das darauf ausgerichtet ist, dass man nur noch gut drauf sein muss und kein „negativer Gedanke/Gefühl einen beschmutzen darf, weil das nach Resonanzgesetz wieder Negatives anzieht, BlaBla ...“. Das ist Verdrängung pur und ist so voller Gewalt und Manipulation sich selbst und anderen gegenüber, dass mir der Magen umdreht.
Für natürliches positives Denken muss man sich nicht anstrengen und sich auch nicht hin manipulieren. Es ergibt sich aus dem Vertrauen an etwas Größeres, das voller bedingungsloser Liebe ist, das weder bestraft noch belohnt. Aber das ist ein anderes Thema, das ich vielleicht an anderer Stelle aufgreifen werde, da das auch nicht so einfach ist. Normalerweise würde ich darüber nicht öffentlich reden, aber was ist schon normal heute?! 😊
(Wer meine Haltung dazu nicht akzeptieren kann und mich dafür am liebsten steinigen möchte, braucht hier nicht weiter zu lesen und schon gar nicht kommentieren. Danke und Tschüss.)
Wovon ich aber sehr viel halte und was mir mein Leben gerettet hat, in den früheren Zeiten, als es mir richtig dreckig ging, ist Radikale Erlaubnis. Wo alles gefühlt und gedacht werden darf, aber eben ganz bewusst. Dazu werde ich noch mal kommen.
Lasst uns als erstes der Wahrheit ins Auge blicken: Im Moment, wo sich gefühlt alles auflöst und weg bricht, was immer Sicherheit gegeben hat, ist es sehr leicht, von Ängsten überwältigt zu werden und sich komplett hilflos zu fühlen. Während uns von Außen immer engere Grenzen gesetzt werden, wir uns plötzlich in den eigenen 4 Wänden eingeschlossen wieder finden und nicht einfach wie immer weiter machen können, drängen alle unangenehmen Gefühle und Gedanken nach oben. Die Unruhe wird immer stärker.
Versucht man diese Unruhe mit alten Mitteln wie Verdrängung und Ablenkung in den Griff zu kriegen, kann sie in sehr hässlichen Formen ausbrechen. Und dann unkontrolliert und an den Stellen, wo es am wenigsten gut ist: in Aggressionen seinen Lieben gegenüber, Drama, in kopflosen Handlungen und sogar in Gewalt gegen sich selbst und andere oder nervlichen Zusammenbruch.
Es muss natürlich nicht so weit kommen, aber ich denke, ihr versteht meinen Punkt.
Im Grunde ist es ganz egal, was an Gefühlen und Gedanken auftaucht, so lange dir klar ist, dass das „nur“ Gefühle und Gedanken sind - und damit Produkte deiner Psyche/ deines Kopfes, die wahrgenommen werden wollen. Aber nicht DIE Wahrheit sind.
Wenn dir das immer wieder gelingt, dann schaffst du es auch, immer wieder etwas gesunden Abstand zu deinen Gedanken und Gefühlen zu bekommen und muss sie nicht mehr ausagieren im Außen.
Denn eines ist nun klar, alles was lange verdrängt wurde, will ans Licht und es wird ans Licht kommen. Wir leben nun in den Zeiten, wo die Wahrheit sich ihren Weg unaufhaltsam bahnen wird, ob wir mitmachen oder nicht, werden wir nicht umhin kommen, ihr ins Gesicht zu blicken.
Ok, so weit, so abstrakt. Aber wenn du bis hierher gelesen hast, dann bedeutet das wohl, dass du aktuell nicht im Tunnelblick-Modus bist und dann steht es ganz gut um dich. 😃🙌
Aber lass uns mal etwas konkreter werden. Ich sage dir, was ich mache und vielleicht magst du das auch für dich tun: Ich schreibe alles auf, was mir durch den Kopf geht, was an Emotionen da ist und vor allem, welche Empfindungen ich im Körper wahrnehme. So lange es eben dauert, bis ich das Gefühl habe, ich habe alles was da ist wahrgenommen. Nimm dir ruhig Zeit dafür, davon haben wir ja jetzt reichlich. 😅
Da ich das seit Jahren mache, kann ich meist unmittelbar nach der Wahrnehmung einen Abstand dazu bekommen. Wenn du aber erst anfängst oder gerade nicht in der Verfassung bist, wo es geht - die Stimmungsschwankungen sind ja ganz normal gerade -, dann schreib einfach erstmal auf, und zwar ungefiltert alles was da ist in dir: Gedanken, Gefühle, Körperwahrnehmungen - raus damit!
Und dann, wenn du das Gefühl hast, du hast es alles erstmal so weit erfasst, mach dir noch einen Kaffe/Tee, atme tief durch und lies das was du geschrieben hast noch mal durch. Und zwar aus der Haltung heraus: “Aha, interessant, das dachte/fühlte ich in dem Moment”. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir das hilft, spätestens dann einen Abstand dazu zu bekommen und zu erkennen, dass das nicht die Wahrheit ist und dass nun ganz andere Gedanken und Gefühle kommen. Und auch sie kommen und gehen, wenn du sie bewusst wahrnimmst.
Ich hoffe, das hilft der einen oder dem anderen. Wenn etwas unklar sein sollte, frag nach. Und vielleicht magst du teilen, wie es dir gerade geht. Womöglich auch, wie es dir vor dem Schreiben ging und was dich danach geändert hat.
Und denke daran: Ganz egal, was du denkst oder fühlst, ob du gerade unruhig oder gelassen bist, du bist wunderbar und bedingungslos liebenswert!
In Liebe, deine Natalie 💜
Was denkst du?